Dienstag, 22. Oktober 2013

Fr 25. Okt. 20.30 Uhr, im Kino Lichtspiele Olten: Film Take Off



Der Film wird am Freitag, 25. Oktober, 20.30 Uhr, im Kino Lichtspiele Olten, gezeigt. Im Anschluss an die Vorführung steht der Regisseur für Fragen zur Verfügung.

Der Oltner Filmemacher Bruno Moll (links im Bild) bei den Dreharbeiten in Agata Nyarko, Ghana, wo die Mutter des Lehrers gerade in mühseliger Handarbeit Palmöl herstellt.
Quelle: zvg


solothurnerzeitung.ch

Diese Woche kommt der neuste Film des Oltner Filmemachers Bruno Moll in die Kinos: «TAKE OFF». Eine Dokumentation über den in der Schweiz ausgebildeten Afrikaner Ebenezer Mireku, dessen Traum der Neubau der ghanaischen Eisenbahn ist. von Jacqueline Lausch 

Was heisst Entwicklung? Was bedeutet Fortschritt? Und was ist ein erfülltes Leben? Bruno Moll geht diesen Fragen in seinem neusten Film "TAKE OFF" nach. Im Zentrum des Films steht der sechzigjährige Ghanaer Ebenezer Mireku. In ärmlichen Verhältnissen im Dschungeldorf Asakraka aufgewachsen, gelang es ihm auf Umwegen an der Hochschule St. Gallen Ökonomie zu studieren. Heute ist er in Ghana als Unternehmer tätig. Seit 10 Jahren hat er ein gigantisches Projekt: Den Neubau der ghanaischen Eisenbahn.
Klischees hinterfragen
Bruno Moll ist es ein Anliegen, mit diesem Film unser Afrika-Bild zu hinterfragen. "Die meisten von uns wissen wenig über Afrika. Dafür gibt es haufenweise Klischees", äussert der Filmemacher im Gespräch. Ghana zum Beispiel sei eigentlich ein ziemlich fortschrittliches Land, was Politik, Verwaltung oder Gerichtsbarkeit betreffe
Seit Bruno Moll bei Filmarbeiten in Ghana, Äthiopien, Brasilien und Tunesien Einblicke in zum Teil prekäre Verhältnisse gewonnen hat, lassen ihn Fragen zur Entwicklung nicht mehr los. "Wir Europäer geben vor zu wissen, was Afrika an Entwicklung braucht. Aber wer hat die Afrikaner selbst gefragt?"
Was braucht es zum Leben?
Während drei Wochen war der Regisseur für den Dreh in Ghana unterwegs. Dort hat er Ghanaer und Ghanaerinnen aus unterschiedlichen Schichten gefragt, was für sie Entwicklung heisst. So begegnet das Publikum unter anderen einer engagierten Journalistin, einem aufstrebenden Garnfabrikbesitzer, einem fingerfertigen Weber oder einer gewitzten Palmölherstellerin. Dabei liess sich Bruno Moll bei der Auswahl der Protagonisten bewusst von der Idee des Zufälligen leiten.
Ein Mensch führte den Filmemacher zum nächsten. So erlebt man etwa die Mutter des Lehrers, die vor ihrer einfachen Hütte in mühsamer Handarbeit Palmöl herstellt. Auf die Frage, was es zum Leben braucht, antwortet sie spontan: "Unterkunft, Essen, Gott". Doch ihr offenes Lachen, das auf diese Aussage folgt, deutet darauf hin, dass sie noch ein anderes Konzept hat: Entwicklung, das heisse für sie Ausbildung. So dass die Kinder und Kindeskinder immer mehr Wissen anhäufen könnten. Oder die Anschaffung einer Maschine zur Produktion von Palmöl, um Profit zu erwirtschaften. Aber auch um damit Alleinerziehende zu unterstützen und vielleicht sogar einen Arbeitsplatz zu schaffen.
Vertrauensverhältnis aufbauen
Bruno Moll gelingt es auch in seinem neusten Film, zu den Menschen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. "Die Leute sind eigentlich gerne bereit, Auskunft zu geben. Denn wann wird man schon befragt über sein Leben? Wirklich ernsthaft befragt?"
Es berührt, wenn ein junger Arbeiter vor der Kamera sagt, dass Entwicklung für ihn sein eigener Garten sei. Denn wenn er das Gemüse selber ziehe, bleibe ihm mehr Geld für Salz und Fisch, um eine Suppe zu kochen. Da wird man geradezu demütig, vergleicht man dies mit den Begehrlichkeiten der westlichen Welt und dem allgegenwärtigen Anspruch glücklich zu sein.
"Kino kann auch unsere Werte überprüfen, uns mit dem Anderen konfrontieren", so der Filmemacher. Auch Ebenezer Mireku macht sich viele Gedanken über das westliche und das afrikanische Denken und die Wertesysteme, welche diesem zugrunde liegen: "Fremde Werte kann ich erst beurteilen, wenn ich die eigenen akzeptiere", davon ist er überzeugt.
Entwicklung als Prozess
Ebenezer Mireku verfolgt seinen Traum, die Entwicklung des Landes durch den Wiederaufbau der Eisenbahn, die einst Kumasi mit der Hauptstadt Accra verband, mit grosser Beharrlichkeit. "Entwicklung ist für mich der Prozess von der Herausforderung zur Lösung. Nicht die Lösung an sich." So schnell dürfte der charismatische Unternehmer also nicht aufgeben. Denn, so sagt er am Anfang des Films: "Es muss einen Grund geben, dass ich in Ghana geboren bin."